Industrie 4.0 braucht Wirtschaftsinformatiker
7. Januar 2016 - 19:14 Uhr Martin Hager Informatik
Industrie 4.0 braucht Wirtschaftsinformatiker


Der Kühlschrank bestellt selber Milch. Industrie 4.0 macht es möglich. Schlagworte wie Internet der Dinge, Smart Factory oder Smart Distribution sind in aller Munde. Was bedeutet das für den (Wirtschafts-)Informatiker?

 

Vertikale Kommunikation

Eine ganze Menge. Um was geht es eigentlich bei Industrie 4.0? Geräte wie ein Kühlschrank oder ein Warenlager werden mit Intelligenz (Sensoren) ausgerüstet. Diese detektieren, wenn Dinge z.B. in den Kühlschrank gestellt oder herausgenommen werden. Bevor es zu wenig Milch hat, bestellt der Kühlschrank beim Warenlager 100 Liter Milch. In diesem Fall spricht man von vertikaler Kommunikation.













Horizontale Kommunikation

In einem Gastrobetrieb hat es mehr als nur einen Kühlschrank. Diese sind untereinander vernetzt und können z.B. Informationen über den Milchbestand austauschen. Falls es insgesamt noch genügend Milch hat, muss nichts bestellt werden. Wenn die Kühlschränke miteinander sprechen ist das ein Beispiel horizontaler Kommunikation.

 

Kommt die Milchbestellung im Warenlager an, wird nach dem gleichen Muster vorgegangen: da es mehrere Warenlager gibt, wird eines gesucht, welches die gewünschte Menge liefern kann. Es kann auch sein, dass die Milch von verschiedenen Warenlagern geliefert wird. Dies ist ein weiteres Beispiel der horizontalen Kommunikation. 


Kenntnisse der Geschäftsprozesse

Die Bestellung von Milch ist nur ein (kleiner) Bestandteil des gesamten Prozesses. Damit verbunden sind weitere Schritte der Automatisierung wie Rechnungstellung, Buchhaltung, Inventar etc. Wieder einmal dreht sich alles um Prozesse. Und genau hier kommt der Wirtschaftsinformatiker ins Spiel. Es braucht nicht nur Technologien (Sensoren, Vernetzung) und Software, es braucht eine Gesamtschau resp. einen Überblick über die gesamte Wertschöpfung. Nicht alles, was automatisiert werden kann, lohnt sich auch.

 

Ohne Verständnis der Technologien können diese Prozesse nicht analysiert werden. Ein technisches Grundverständnis gehört dazu. Daneben braucht es folgende Qualitäten:

·         Detaillierte Kenntnisse von Geschäftsprozessen

·         Branchenübergreifendes Know-How

·         Rechtliches Grundwissen

·         Betriebswirtschaftliches Grundwissen

















Industrie 4.0: Prozesse vereinfachen

Der Grundgedanke von Industrie 4.0 ist simpel: Prozesse vereinfachen, (weg)optimieren, effizienter gestalten. Einmal mehr sind umfangreiche Kenntnisse von Geschäftsprozessen gefragt. Neu werden die Geschäftsprozesse firmenübergreifend analysiert und neugestaltet. Die Prozesse werden dadurch komplexer und es gibt viel mehr Schnittstellen. Der technische Aspekt gewinnt immer mehr an Bedeutung. Technisches Prozesswissen ist eine der Kernkompetenzen des Wirtschaftsinformatikers.

 

Das branchenübergreifende Know-How kann nicht in einem Studiengang angeeignet werden. Dazu braucht es viel praktische Erfahrung. Von grossem Nutzen ist das breite Allgemeinwissen des Wirtschaftsinformatikers in den Bereichen Informatik und Betriebswissenschaft. Damit sind die Voraussetzungen geschaffen, um sich das nötige Wissen rasch aneignen zu können.


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