Bauen braucht Spezialisten
1. September 2017 - 13:13 Uhr Karin Meier (Tages Anzeiger) Energie und Umwelt

Bauen braucht Spezialisten

NEUE LEHRGÄNGE

Autorin Karin Meier (Bildungsbeilage im Tages-Anzeiger)


 

Bauen und alles, was damit zusammen hängt, wird immer komplexer; Spezialisierung ist zunehmend gefragt. Wir stellen drei dieser Bauberufe und die dazugehörige, neue Aus- oder Weiterbildung vor.


Der Rohstoffaufbereiter



Rohstoffaufbereiter arbeiten in Kies- und Betonwerken, Asphaltmischwerken und Recyclinganlagen, wo sie Kies, Sand, Splitt, Gestein, Betonabbruch, Ausbauasphalt, Elektroschrott und andere Rohstoffe nutzbar oder wieder nutzbar machen. Die einzelnen Rohstoffe sind zwar sehr unterschiedlich, nicht aber die Verfahren zu ihrer Aufbereitung. Zu diesen zählen etwa Zerkleinern, Sortieren oder Sieben. Eine weitere Gemeinsamkeit sind die hohen Ansprüche an die Qualität: Jeder Rohstoff ist je nach Herkunft immer leicht anders, muss am Ende des Aufbereitungsprozesses jedoch über eine bestimmte, gleichbleibende Qualität verfügen. Von den Mitarbeitenden erfordert dies Wissen darüber, wie sie mit einem Verfahren auf einen Rohstoff einwirken. Gefragt sind zudem Kenntnisse in der Handhabung der Maschinen, mit denen die Aufbereitung erfolgt.

 

Viele Mitarbeitende besitzen zwar einen technischen Lehrabschluss, doch basiert ihr Wissen über Rohstoffaufbereitung vorwiegend auf ihrer Erfahrung im Berufsalltag. Um sie mit dem theoretischen Rüstzeug auszustatten, hat die Firma Umtec Technologie gemeinsam mit fünf Branchenverbänden einen Lehrgang in Rohstoffaufbereitung entwickelt. Er wurde 2012 erstmals durchgeführt, umfasst zehn Module und dauert 28 Tage. Die Weiterbildung dient als Vorbereitung auf die Berufsprüfung, die mit einem eidgenössischen Fachausweis abschliesst (rohstoffaufbereiter.ch).

 

Baustellenleiter Gebäudetechnik 


Ein Baustellenleiter Gebäudetechnik sorgt als verlängerter Arm des Chefs dafür, dass auf einer Baustelle alles rund läuft: Er organisiert die Baustelle, damit effizient gearbeitet werden kann, verteilt die Aufgaben im Team und überwacht die Qualität der Arbeiten, wobei er voll mit anpackt. Anders als ein Bauleiter ist er nicht für den gesamten Bau verantwortlich, sondern nur für den Teil, den seine Firma betrifft.



Dies sind Unternehmen, die in einem Bereich der Gebäudetechnik wie zum Beispiel Heizung oder Lüftung tätig sind. Mit dem Bauleiter und anderen Kaderleuten auf dem Bau wie etwa dem Polier steht ein Baustellenleiter Gebäudetechnik jedoch in engem Kontakt, da er als Ansprechperson nach aussen auftritt.

 

Die Funktion des Baustellenleiters Gebäudetechnik wurde bislang auf eher informelle Weise von jemandem übernommen, der sich fachlich und charakterlich eignete. Ab diesem Herbst können Unternehmen ihre Mitarbeitenden für diese Aufgabe speziell schulen lassen: Der

Schweizerisch-Liechtensteinische Branchen- und Arbeitgeberverband suissetec hat den Zertifikats-Lehrgang Baustellenleiter/in Gebäudetechnik konzipiert, der ab August 2017 erstmals durc geführt wird. Die Weiterbildung umfasst vier Module und dauert ca. sechs Monate.

 

Rund zwei Drittel des Unterrichts betrifft branchenübergreifende Themen wie die Führung von Mitarbeitenden sowie Arbeitsprozesse. Der Rest des Unterrichts verläuft getrennt nach den vier Fachrichtungen Heiz-, Luft-, Sanitär- oder Spenglertechnik, aus denen die Teilnehmenden stammen (suissetec.ch/baustellenleiter)


Techniker HF Energie und Umwelt


Technikerinnen und Techniker HF Energie und Umwelt planen, bauen, betreiben und optimieren Anlagen zur Energiegewinnung, wobei sie oft als Projekt- oder Teilprojektleiter tätig sind. Sie benötigen Fachwissen über erneuerbare Energien wie Wind, Wasser, Erdwärme, Sonne oder Biomasse sowie über konventionellen Energien. Gefordert sind weiter Kompetenzen in Betriebswirtschaft und Projektmanagement sowie Kenntnisse der Sicherheits- und Bauvorschriften, Bewilligungsverfahren

und staatlichen Förderungen.

 

Techniker HF Energie und Umwelt arbeiten vorwiegend bei grossen Energiekonzernen, Betreibern von Anlagen zur Nutzung von erneuerbaren und konventionellen Energiequellen, Unternehmen, die Photovoltaiklösungen anbieten oder für die öffentliche Hand.

 

Techniker HF Energie und Umwelt wird man durch ein berufsbegleitendes, dreijähriges Studium. Es kann an verschiedenen Höheren Fachschulen in der Schweiz absolviert werden. Eine davon ist die Höhere Berufsbildung Uster HBU, bei welcher der Fokus auf den erneuerbaren Energien liegt. Die ersten Teilnehmenden schlossen ihr Studium2016 ab. Der Bildungsgang befindet sich derzeit noch im Anerkennungsverfahren.


Studiengang Energie und Umwelt HF

Der Studiengang „Energie und Umwelt / Erneuerbare Energien“ vermittelt die Kompetenzen, um in diesem zukunftsträchtigen Bereich bei der Realisierung der Energiewende einen wichtigen Teil beizutragen.









Alex Fuchs

Bereichsleiter Energie und Umwelt

Neuer Kommentar schreiben
300/300